Was ist Yoga?
Grundsätzlich kann man diese Frage in Sekunden ergoogeln, findet x Antworten und ist am Ende nicht schlauer als zuvor. Ich stellte mir diese Frage „Was ist Yoga“, begann zu recherchieren und erkannte – dass die Antwort wirklich nicht so einfach ist.
In der Recherche stach eine Bedeutung besonders hervor:
Yoga ist der Name für ein Denk-, Handlungs & Lernsystem zur Erlangung innerer und äußerer Ausgeglichenheit durch Erkennen des Selbst und dessen, was um einen herum geschieht.
Ziel ist das Erkennen und Vermeiden von Hindernissen, die davon abhalten ein zufriedenes, erfülltes Leben zu führen.
Yoga ist ein System, welches selbst Teil eines übergeordneten Systems ist.
Dieses grundlegende, historische indische Denksystem wurde darshana genannt, was die Sicht, die Schau oder eine bestimmte Art des Sehens bedeutet.
Aus dharshana entwickelten sich 6 Systeme: Nyaya, Vaisheshika, Samkhya, Yoga, Mimamsa und Vedanta.
Aus dem Teil, der Yoga genannt wird, erwuchs ein weiteres System, aus 8 Teilen bestehend.
Yama – Niyama – Asana – Pranayama – Pratyahara – Dharana – Dhyana – Samadhi
Als was wird Yoga im Allgemeinen betrachtet?
Der nicht Yoga-treibende kennt Bilder mit ruhigen, eine einzelne Stellung haltenden, Menschen. Also wird Yoga oft als höchst langsamer, sehr beruhigender „Sport“ betrachtet. Yoga ausführende wissen jedoch, dass von sehr ruhigem Yin- oder Restorative-, bis zum Power-Yoga oder Ashtanga alle Formen der Anstrengung in dieser „Sportart“ zu finden sind.
Weiter erfahrene Yogi(ni)s empfinden es als Meditation in Bewegung.
Damit kommen wir dem ursprünglichen Gedanken hinter diesem System schon sehr nahe.
Der Geist durchläuft eine kleine Formatierung
Die schönsten Yogastunden sind wohl die, nach denen man geistig aufwacht, den Körper aufgrund der wundervollen Bewegungen spürt und sich ansonsten nur erinnern kann, wie man in den Raum kam.
Der Geist durchlief eine kleine Formatierung.
Wie oft kommt man mit vollem, problembeladenem Kopf in den Unterricht und beim Zusammenrollen der Matte ist klar, wie man dem zu begegnen hat.
90 Minuten keine Zeit über sich und andere nachzudenken. Man ist damit beschäftigt gleichmäßig zu atmen und für ujai die Stimmritze zu verengen.
Gleichzeitig ist man damit beschäftigt sich auszubalancieren, den Punkt zwischen Forderung und Überforderung der Muskeln und Sehnen zu finden und den Atemrhythmus nicht zu verlieren.
Der Lehrer spricht, die Augen sind geschlossen, oder der Blick in der Ferne verloren. Immer wieder betrachtet man die Haltung mit dem inneren und manchmal auch äußeren Auge.
Man geht tiefer in die Position, oder korrigiert sie. Zwischendurch immer wieder zum Atemrhythmus zurückfinden und ihn behalten. Man findet sich in Positionen, die man nicht für möglich gehalten hätte. Am Ende der Stunde, wenn man diese Blase des Nichtdenkens verlässt fühlt man sich frisch und ausgeruht.
Der Körper ist achtsam Stück für Stück bearbeitet, der Geist zur Ruhe gekommen.
Volle Konzentration nach innen und gleichzeitige Weichheit im Außen
Aber ist das alles, was Yoga zu bieten hat?
Wie wir oben bereits gesehen haben steckt viel mehr darin. Yoga ist ein System mit acht verschiedenen Zweigen des gleichen Baumes.
Yama – Niyama – Asana – Pranayama – Pratyahara – Dharana – Dhyana – Samadhi
Asana – die körperlichen Bewegungen – ist der Zweig, der am meisten bekannt ist.
Was heißt Asana?
T.K.V. Desikachar lässt uns in seinem Buch Yoga – Tradition und Erfahrung wissen, dass Asana = Haltung bedeutet. Es stammt von der Sanskrit-Wurzel as ab, die für bleiben, sein, sitzen, in einer bestimmten Position eingerichtet sein steht.
Aus Pantanjalis Yoga Sutra geht hervor, dass Asana zwei Qualitäten vereinigt. Sukha und sthira. Während sukha für Leichtigkeit steht, beschreibt sthira Festigkeit, Aufmerksamkeit und Bewusstheit. Asana zeichnet sich dadurch aus, dass beide Qualitäten zugleich vorhanden sind.
Sukha wird weiterhin auch mit Gleichmut, Leichtigkeit, oder einem Zustand des Wohlgefühls im Geiste beschrieben. Dieser Zustand befähigt uns uns selbst zu beobachten. Freiheit und Unbefangenheit verbunden mit entspannter Achtsamkeit um einen klaren Blick für alle Dinge halten zu können.
Ein schönes Bild aus der indischen Mythologie macht deutlich, wie die Gleichzeitigkeit von Festigkeit und Leichtigkeit gemeint ist.
Ananta ist der Schlangenkönig, der aufgerollt auf dem Ur-Ozean ruht. Sein weicher Körper bildet für den König Vishnu ein Bett. Gleichzeitig spannen seine 1000 Köpfe einen schützenden Schirm über Vishnu, der die Erde in seinen Händen hält.
Anantas Körper ist weich genug (sukha) um dem Gott Vishnu als Lagerstätte zu dienen und stabil genug (sthira) um schützender Halt für Vishnu und die Erde zu sein.
Das Yoga Sutra weist darauf hin, dass das sthirasukha Anantas das Ziel der vollkommenen Asana ist.
Yoga als Zustand
Weiter sagt T.K.V. Desikachar, dass das Yoga Sutra uns auffordert die Anstrengungen, die uns sthirasukha bringen mehr und mehr zu reduzieren. Um dies tun zu können, müssen wir uns über unseren Istzustand bewusst werden.
Haben wir Klarheit darüber in welcher physischen und psychischen Verfassung sich unser Körper gerade befindet, können wie unseren Weg daran ausrichten.
„Durch Üben und durch die Fähigkeit loszulassen kann unser Geist den Zustand von Yoga erreichen.“
Patanjali, Yoga Sutra 1.12
Die Katha-Upanishad sagt dazu:
„Wenn die Sinne gestillt sind, wenn die Gedanken ruhen, der Verstand nicht mehr schwankt, dann – sagen die Weisen – ist der höchste Zustand erreicht. Diese standhafte Beherrschung der Sinne und der Gedanken wurde Yoga genannt. Wer dieses erreicht, ist frei von Täuschung.“
Zitat aus Licht auf Yoga von B.K.S. Iyengar
Hier ist die Sprache von Täuschung.
Erinnern wir uns an die oben angeführte Bedeutung von Yoga:
Yoga ist der Name für ein Denk-, Handlungs und Lern-System zur Erlangung innerer und äußerer Ausgeglichenheit durch wahres Erkennen des Selbst und dessen, was um einen herum geschieht.
Ziel dessen ist das Erkennen und Vermeiden von Hindernissen. Hindernisse, die uns davon abhalten ein zufriedenes, erfülltes Leben zu führen.
Was sind nun diese Hindernisse?
Aus dem Yoga Sutra erfahren wir, „Wissen, das kein richtiges Wissen ist.“ wird Avidya genannt. Gemeint ist die Überzeugung der Richtigkeit unserer Sicht und der daraus erwachsenden Handlungen, mit der späteren Erkenntnis der Täuschung.
Yoga ist ein Denk-, Handlungs- und Lern-System zur Erlangung der Fähigkeit des wahren Eerkennens und Vermeidens von Hindernissen, die uns davon abhalten ein zufriedenes, erfülltes Leben zu führen.
Der nächste Schritt
Ich empfinde Yoga als eine ganzheitliche – also physische, wie psychische – Therapie, die aus ineinandergreifenden Elementen besteht. Nur Asana zu üben ist zwar bereits sehr befriedigend – im Wortsinn inneren Frieden bringend – doch um dem Ziel – die Fähigkeit ein zufriedenes und erfülltes Leben zu führen – ehrlich näher zu kommen ist die Betrachtung und Anwendung des gesamten Systems nötig.
Als nächstes wird dich sicher interessieren, was es mit dem erwähnten Avidya und seinen Kindern – Ego – Verlangen – Ablehung und Angst – auf sich hat.
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lerne mit uns was Yoga ist
Klick dich doch auch mal durch das Wörterbuch, vielleicht erkennst du Asanas, die du immer wieder eingenommen hast, deren Bedeutung dir jedoch bislang nicht bewusst waren.
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